VISIBLE macht von der Lagergemeinschaft Ravensbrück gesammelte Videointerviews aus dem Jahr 1998- 1999 und neu aufgezeichnete Gespräche mit Überlebenden der Konzentrationslager als Filmreihe zugänglich und enthält fünf Portraits von Überlebenden Frauen des Konzentrationslager Ravensbrück. Dabei richtet sich der Blick auch auf die Lebenssituation der nachfolgenden Generationen im Versuch, die Auswirkungen der Haftzeit in den Konzentrations-lagern im Heute sichtbar zu machen – welche Spuren zieht der Holocaust in der zweiten, dritten Generation?
VISIBLE: Through a careful compilation of existing but previously unavailable film footage, the film series makes accessible video interviews from the year 1998 – 1999, collected by the of the camp community Ravensbrück, as well as incorporating newly recorded interviews with survivors of concentration camps. Focused on five portraits of women survivors, the series does not only present these women’s testimonies, but also sheds light on the lives of subsequent generations, thereby making visible the long-term effects of incarceration in concentration camps. How has the Holocaust marked the lives of the second and third generations?
© Marika Schmiedt 2009
Dagmar Ostermann
“ABER IN AUSCHWITZ WILL ICH BEGRABEN SEIN.“
„Juden und Hunden ist der Eintritt verboten!“, mit diesem Satz wird Dagmar Ostermann, die einen jüdischen Vater hatte, am 11. März 1938 von einem Tag auf den anderen der Besuch in ihrem Stammcafè, der Konditorei Lehmann im 1. Bezirk, untersagt. Die Deportation ins Konzentrationslager Auschwitz überlebt sie, entwürdigt als namenloser Häftling mit der Nummer 21946, nur durch Zufall.
42 Min. Video
Anna Kupper
“DER DRECK AUF DER KEHRSCHAUFEL, WAR ABENDS IN DER BLUTWURST.“
Mit den PartisanInnen gegen das Dritte Reich:
In ihrem Widerstandskampf gegen Hitler finden die PartisanInnen auch Unterstützung in der Bevölkerung: die 17-jährige Kärntner Slowenin Anna Kupper trägt Informationen weiter und organisiert Verpflegung für die WiderstandskämpferInnen. Von Nachbarn verraten, wird sie mit ihrer Familie verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Die Angst, als ehemaliger Häftling diskriminiert zu werden, bringt sie nach der Befreiung jahrzehntelang zum Schweigen über das Erlebte, auch ihren Töchtern gegenüber.
38 Min. Video
Josefine Oswald
“ICH HABE NICHT SO VIEL GEDACHT DAMALS, WAS UNS BEVORSTEHT.“
Der Pachtbauernhof von Josefine Oswalds Eltern wird in den 40er Jahren durch seine abgeschiedene Lage zu einem Stützpunkt für PartisanInnen. Die Familie wird verraten, die damals 16-jährige Josefine sowie ihre Eltern und ihre Schwester Bibiana werden verhaftet. Nach sechs Wochen Haft im Kreisgericht Leoben deportiert man die Frauen mit einem „Sondertransport“ über Bruck an der Mur in das Konzentrationslager Ravensbrück. Josefines Vater wird in Mauthausen interniert und stirbt kurz nach der Befreiung an den Haftfolgen. Frau Oswald spricht bis heute äußerst selten über ihre Erlebnisse im Konzentrationslager, selbst ihren Kindern erzählte sie nicht davon.
36 Min. Video
Katharina Thaller
“JEHOVA GOTT HAT MICH AM LEBEN ERHALTEN.“
Katharina Thaller wird 1943 gemeinsam mit ihrem Vater von der Gestapo verhaftet, weil sie als Zeugen Jehovas am Glauben festhalten. Nach zehn Tagen Gefängnis wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück und Valentin Thaller nach Dachau deportiert. Als Katharina Thaller am 5. Juli 1945 nach Klagenfurt zurückkehrt, erkennt sie den Ort kaum wieder, auch ihr Elternhaus ist zum Teil beschädigt. Der Zusammenhalt in der Familie ist zerstört, über die Erlebnisse im Konzentrationslager wurde niemals gesprochen.
22 Min. Video
Ceija Stojka
“LUNGO DROM. LANGER WEG.“
Sie hat den Massenmord an Roma und Sinti in den Konzentrationslagern als eine der wenigen überlebt: die Künstlerin Ceija Stojka. Die Angst, die durch ihre Erinnerungen an die grauenhafte Kindheit im Todeslager und die wieder zunehmenden Verfolgungen von Roma in Europa wach gehalten wird, hat sie an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben – aber auch die Liebe zum Leben.
48 Min. Video (Neubearbeitung für Biennale Venedig, 2011)
Stimmen gegen das Vergessen