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ROMA

Regierungskritiker und Angehörige der Roma-Minderheit aus Ungarn wenden sich von ihrem Land ab.

Mobbing auf höchstem Niveau

VON HOLGER MARCKS

»Idiotisch bizarr« nannte Michael O’Leary, der Chef von Ryanair, den Umgang der ungarischen Behörden mit seiner Fluggesellschaft. Seit Mitte Februar muss sich deren Personal am Budapester Flughafen langwierigen Sonderkontrollen unterziehen. Zuvor hatte das irische Unternehmen eine Basis in Ungarn eingerichtet, wodurch es sich nach der Pleite der ungarischen Fluggesellschaft Malév Marktanteile sichern wollte. Darauf reagierte die ungarische Regierung, die nach dem Ende des Staatsunternehmens eine »neue nationale Airline« etablieren will, ungehalten. Aus Protest gegen jene Schikanen hat Ryanair nun alle bis zur kommenden Woche anstehenden Flüge ab und nach Budapest gestrichen.

Die Diskriminierung des Personals von Ryanair ist nur eine kleine Kapriole der ungarischen Regierung, die auf alles, was ihrer Auffassung vom nationalen Interesse widerstrebt, wenig duldsam reagiert. Während jedoch ausländische Unternehmen, die sich durch die nationalistische Wirtschaftspolitik übervorteilt sehen, ihr Engagement im Land einfach beenden können, hat die Diskriminierung von Minderheiten oder Oppo­sitionellen existentielle Folgen für die Betroffenen. So wurde vorige Woche bekannt, dass der jüdische Schriftsteller Ákos Kertész in Kanada um Asyl gebeten hat. Der 79jährige reagierte damit auf eine gegen ihn gerichtete Hetzkampagne in Ungarn. Seit er sich in einer von Verbitterung geprägten Polemik über die gesellschaftliche Entwicklung in Ungarn beklagt und den Ungarn eine »genetische« Veranlagung zur Untertanenmentalität attestiert hatte, sah er sich »physischen Belästigungen und Drohungen« ausgesetzt.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Viktória Mohácsi, eine ehemalige Abgeordnete des europäischen Parlaments, das Land verlassen. Die Politikerin engagierte sich für die Rechte der Roma-Minderheit, der sie selbst angehört, und wurde in den vergangenen Jahren mit Angriffen konfrontiert. Auch sie bat um politisches Asyl in Kanada. Die Zahl der ungarischen Asylsuchenden, vor allem Roma, ist dort sprunghaft angestiegen, von 2 300 Personen 2010 auf fast 4 500 im vergangenen Jahr. Während sich der kanadische Minister für Migration, Jason Kenney, erschüttert darüber zeigt, dass »Europa mehr Asylbewerber schickt als Afrika oder Asien«, behauptet der ungarische Außenminister János Martonyi im gewohnten verschwörungstheoretischen Stil der regierenden Partei Fidesz, dass die Asylsuchenden nur versuchten, »die Schlupflöcher im kanadischen Asylsystem auszunutzen und dadurch die Situation in Ungarn in einem anderen Licht erscheinen lassen«.

Dabei wurde der »amtliche Rassismus« in Ungarn erst kürzlich durch den letzten Bericht des mittlerweile abgeschafften parlamentarischen Ombudsmannes für Minderheiten bestätigt. Ernö Kallai zufolge gibt es eine verschärfte Segregation von Roma. Diese seien von Maßnahmen betroffen, die »gegen die Menschenwürde« verstießen, und ihnen würden vielfach ihre Grundrechte verweigert. Kallai schlussfolgert, dass diese Diskriminierung auf Vertreibung hinauslaufe. Das passt zur rassistischen Grundstimmung im Land. Einer Umfrage des Tárki-Instituts zufolge befürchten fast 60 Prozent der Bevölkerung eine »große Einwanderungswelle«, insbesondere von Chinesen, aber kurioserweise auch von Israelis. Andere Umfragen bestätigen, dass eine überwältigende Mehrheit der Ungarinnen und Ungarn ein »Zigeunerproblem« zu erkennen glaubt.

Diese paranoide Stimmung in Ungarn hatte im Januar schon den Meisterpianisten András Schiff dazu veranlasst, sein Geburtsland zu boykottieren. Ein kritischer Leserbrief in der Washington Post zur Entwicklung im Land brachte auch ihm eine Hetzkampagne ein, unter anderem wurde er als »Saujude« beschimpft. Schiff sagte daraufhin alle Konzerte in Ungarn ab. Die rechte Netzgemeinde Ungarns reagierte vorhersehbar mit Spott und Häme. Eine ähnliche Ignoranz erfährt nun auch der Schriftsteller Kertész. Die Unterstellung, es gehe ihm nur um eine »publikumswirksame Aktion«, gehört da noch zu den milderen Anfeindungen.

Quelle: http://jungle-world.com/artikel/2012/11/45069.html

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ROMA

Roma Strategie 2012 Knoblauchprojekt als Roma-Hilfe?

Hilfe zur Selbsthilfe???

Mit der Einführung des Bettelverbots in Graz hat sich die Stadt verpflichtet, Initiativen für Roma zu unterstützen. Am Donnerstag wurde ein Projekt aus der Taufe gehoben, bei dem Roma-Familien in der Slowakei Bioknoblauch anbauen sollen.

Seit dem Bettelverbot dürfen nur noch musizierende Roma auf den Grazer Straßen um Spenden bitten – dafür unterstützt die Stadt Graz nun mit 25.000 Euro ein in Graz entwickeltes Projekt, bei dem Roma in ihrer Heimat auf brachliegenden Feldern Bioknoblauch anbauen sollen, der dann von einer Supermarktkette vermarktet wird.

Derzeit kommt der Knoblauch in Österreich zu 80 Prozent aus China: „Es gibt die Flächen, es gibt Menschen, die die Arbeit brauchen, und es gibt einen Markt dafür – es konnte sichergestellt werden, dass die Produkte auch auf den Markt kommen“ , so der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP).

Knoblauch Projekt Roma

Stadt Graz/Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Knoblauchanbau statt Betteln – die Stadt Graz unterstützt Projekt für Roma
Vertrieb durch Großhandelskette
Entstanden ist das Knoblauchprojekt auf Initiative des österreichischen und europäischen Familienverbandes, so Projektinitiatorin Sissi Potzinger (ÖVP): „Unser Ziel ist, in einem ersten Schritt für 5.000 bis 10.000 Familien Arbeit zu schaffen. Begonnen haben wir bereits – ich durfte selbst dabei sein, wie in Banska Bistrica in der Slowakei und in Kroatien Knoblauch gepflanzt wurde.“
Selbstbewusstsein und Aufstieg
Das Projekt soll die Lebensgrundlage der Roma verbessern, so Rudolf Sarközi, Volksguppenbeirat der Roma: „Man muss überzeugen, dass man mit seinem Verdienst Geld hereinbekommt, mit dem sie dann die Familie ernähren können, dadurch zum Konsumenten werden und auch das Selbstbewusstsein steigt. Damit ergibt sich auch die Möglichkeit, innerhalb der Familie und der Gemeinde einen gewissen Aufstieg zu bekommen.“
Vermarktung durch Großhandelskette
Spar wird als Projektpartner den europäischen Bioknoblauch vermarkten – weil man Nachhaltigkeit unterstütze, so Christoph Holzer, Geschäftsführer von Spar Steiermark: „Ein Projekt für Menschen, die es etwas schwerer haben in Europa. Sie zu unterstützen, dass sie ein sicheres Einkommen haben, dass sie es etwas einfacher und ein Auskommen haben und für einen fairen nachhaltigen Preis für ihr Produkt ein sicheres Leben führen können, das ist natürlich etwas, was uns Spaß macht, dabei zu sein.“
Kompetenzzentrum für Bioknoblauch
Knoblauch richtig anzubauen will gelernt sein und ist sehr personal- und handarbeitsintensiv, es braucht aber auch entsprechende Kompetenz und Erfahrung. Die landwirtschaftliche Fachschule Alt-Grottenhof in Graz soll ein in Europa einzigartiges Biokompetenzzentrum für europäischen Knoblauch werden und Fachleute entsprechend ausbilden.
Der erste „Bio-Knoblauch Romanes“ soll bereits im Juni geerntet werden. Das Projekt soll zuerst auf Ungarn und dann auch auf weitere Länder ausgeweitet werden.
https://marikaschmiedt.wordpress.com/knoblauch-projekt-fur-roma-dass-etwas-geschieht/ 

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ROMA

Phrasen und Diskrimierung

»Negerkuß« verboten, »Zeithorizonte« erlaubt?
Über politisch korrekte Sprache

Von Wiglaf Droste

Darf man eigentlich noch »Negerkuß« sagen? Oder ein »Zigeunerschnitzel« bestellen? Und wenn die Antwort nein lautet, warum nicht? So fragen Leute, die sich vor dem Diktat einer »politisch korrekt« genannten Sprache fürchten, vor dem Verlust einer Ausdrucksweise, die sie so erlernt haben, mit der sie aufgewachsen sind und die sie deshalb als natürlich und ihnen eigentümlich empfinden. Sie sehen nicht ein, warum Wörter, die sie nach eigener Anschauung »schon immer« und »ganz normal« verwenden und als »völlig harmlos« und »überhaupt nicht böse gemeint« ansehen, auf einmal beleidigend und deshalb tabu sein sollten.

Immanuel Kant mußte sich mit solchen Fragen nicht herumplagen. Obwohl der Philosoph sein geliebtes Königsberg so gut wie nie verließ, war sein Geist weltläufig und phantasievoll; in seiner im Jahre 1802 publizierten »physischen Geographie« schrieb Kant: »Die Neger werden weiß gebohren, außer ihren Zeugungsgliedern und einem Ringe um den Nabel, die schwarz sind. Von diesen Theilen aus ziehet sich die Schwärze im ersten Monate über den ganzen Körper.«

Niemand widersprach dem frei flottierenden Unfug, und niemand wäre auf die Idee gekommen, Kant einen Rassisten zu nennen. Es war, auch unter den klugen Köpfen dieser Zeit, ganz selbstverständlich, Schwarze nicht als Menschen anzusehen, geschweige denn als gleichwertige, sondern sie wurden als Arbeitssklaven oder als Forschungsobjekte betrachtet, angesiedelt im Tierreich. Sie wurden in Menagerien gezeigt; noch der im Jahr 1883 auch um den Nabel weiß geborene Dichter Joachim Ringelnatz hat als Schüler in Leipzig fasziniert schwarze Frauen betrachtet, die im Zoo zur Schau gestellt wurden.

Sich darauf zu berufen, daß bestimmte Wörter »früher« ja auch »ganz normal« verwendet worden sein, ist kein Argument; im selben »Früher« wurden Menschen diesen Wörtern gemäß traktiert. Allerspätestens, wenn das Wort »Zigeuner« die Verurteilung zu Deportation und Tod nach sich zieht, hat es seine Unschuld verloren. Was nicht bedeutet, daß die Bestellung »Sinti-und-Roma-Schnitzel« zur Besserung der Verhältnisse beitrüge.

Ist »Neger« ein harmlos gemeintes Wort? Es kommt doch von lateinisch »niger«, heißt also nur Schwarzer und ist nicht herabsetzend zu verstehen, oder? Erfahrung sagt etwas anderes. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich von Nachbarn angeherrscht wurde, endlich »die Negermusik« auszumachen. Wertfrei war das nicht gemeint. Das war auch im deutschen Sozialismus nicht anders; Jazzmusiker wie Ernst-Ludwig Petrowsky berichten, mit welcher Mischung aus Unkenntnis, Argwohn und Verachtung DDR-Kulturfunktionäre sich gegen ihre »Negermusik« wandten.

Kann man sich und andere vor Mangel an Instinkt und Takt schützen, vor verbaler Dummheit und Niedertracht? In Paris steht seit Februar 2012 Jean-Paul Guerlain vor Gericht; der berühmte Parfümeur hatte 16 Monate zuvor bei einem Fernsehauftritt geäußert, er habe »geschuftet wie ein Neger«, um einen neuen Duft zu kreieren, und dann hinzugefügt, er wisse allerdings nicht, »ob Neger jemals so hart gearbeitet hätten«. Was im ersten Teil noch als sprachlicher Reflex auf die Sklaverei gedeutet werden kann, kippt im zweiten in das Klischee vom faulen schwarzen Mann.

Guerlain wurde daraufhin wegen »rassistischer Äußerungen« angeklagt, er hat seine Äußerung unterdessen als »unpassende Entgleisung« bezeichnet, die nicht seiner »eigentlichen Einstellung« entspreche. Man muß ihm das nicht glauben; aber daß ausgerechnet Juristen geeignet wären, über Sprache zu befinden, darf nicht minder bezweifelt werden. Wenn beispielsweise der gelernte Jurist Guido Westerwelle von »Zeithorizonten« spricht, also von etwas, das es gar nicht gibt, möchte man ihn nicht als Sprachgutachter an seiner Seite wissen. Westerwelle ist nur eins von Millionen Beispielen dafür, daß man ein Leben lang unbehelligt eine Mischung aus Phrasen und Irrsinn von sich geben darf, solange man sich nicht dessen schuldig macht, was Diskriminierung genannt wird. Merke: Menschen darf man nicht beleidigen, ihre Intelligenz aber uneingeschränkt und fortwährend.

Sieht jeder, der vielleicht nur unbedarft »Neger« sagt, Menschen mit dunkler Haut als minderwertig an und ist folgerichtig Rassist? Und sind umgekehrt all diejenigen keine Rassisten, die sich rhetorisch keine Blöße geben? Es könnte sich ein Rassist ja auch geschickt hinter der Maske formal korrekter Sprache verstecken und sich einen Jargon zulegen, den er, unabhängig von seiner tatsächlichen Haltung, für das öffentliche Sprechen reserviert. Hinter der Einhaltung von Formalitäten kann man sich gut verbergen.

Takt und Feingefühl lassen sich nicht verordnen. Würden Sie in Anwesenheit von Schwarzen von »Negern« sprechen? Und wenn ja, warum? Wenn man nicht anonym übereinander redet, sondern von Angesicht zu Angesicht miteinander spricht, lösen sich viele akademische oder scholastische Probleme in Luft auf, in welcher Weise auch immer.

Die Debatte über Sprache und Rassismus muß nicht frei von Humor und Überraschungen sein. So kann es geschehen, daß ein Mann mit dunkler Hautfarbe in bestem Deutsch sagt: »Bitte nennen Sie mich nicht ›Schwarzer‹, sonst muß ich an die Bild-Autorin Alice Schwarzer denken, und das möchte ich nicht gern. Da ist mir sogar ›Neger‹ noch lieber.«

Womit man schlußendlich beim Sexismus gelandet wäre, der Kusine des Rassismus. Den Namen des eingangs erwähnten Philosophen Kant darf man in Großbritannien oder den USA auf keinen Fall deutsch aussprechen; man muß ihn zu »Känt« anglifizieren, denn Kant, c-u-n-t geschrieben, ist im Englischen und Amerikanischen ein vulgäres und herabsetzendes Grobwort für das primäre weibliche Geschlechtsorgan oder für Frauen im allgemeinen, das sich auf die geläufige Abkürzung der Potsdamer Straße ebenso reimt wie auf einen umgangssprachlichen Ausdruck für Erbrochenes. Hätte Immanuel Kant das gewußt oder auch nur geahnt, er hätte seinen Kokolores über »den Neger« womöglich für sich behalten.

Quelle: http://www.jungewelt.de/2012/03-06/012.php 

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Trotz Verbot: wieder Neonazi-Aufmarsch in Ungarn

Trotz eines gesetzlichen Verbotes, sowohl der „Bürgerwehr für eine bessere Zukunft“ als auch von uniformierten Aufmärschen generell, marschierten am Samstag im 60 km östlich von Budapest gelegenen Jászjákóhalmá wieder neofaschistische Banden in Uniformen und mit den Symbolen der „Garde“ auf. Rund 60 von ihnen, dazu nochmal so viele Einheimische demonstrierten in dem 3.500 Einwohner zählenden Ort gegen „Zigeunerkriminaltiät“ und gegen Innenminister Pintér.
Die Bürgerwehr, eine direkte Installation der im Parlament vertretenen Partei Jobbik, fiel im Vorjahr durch ihre Machtübernahme im Ort Gyöngyöspata auf, das heute von einem Jobbik-Bürgermeister regiert wird. Laut Gesetz sind öffentliche Auftritte von verbotenen Organisationen mit bis zu zwei Jahren Haft bewährt, allerdings schritt die Polizei in Jászjákóhalmá nicht ein. Die Organisatoren deklarierten ihren Aufmarsch als „Spaziergang“ und „Bürgerversammlung“, verzichteten auf Gleichschritt und einheitliche Uniformen, womit sie die Lücken des Anlass- und Alibigesetzes aufzeigten.

Man versammelte sich vor dem Gemeindezentrum und ließ die üblichen Parolen ab, von „den Zigeunern, die nie in ihrem Leben gearbeitet hätten, nie ein Buch lesen, nichtmal die ungarische Nationalhymne kennen, dafür aber die Magyaren terrorisieren.“ berichtet das Nachrichtenportal index.hu, das Reporter vor Ort hatte. Minderheitenrechte wurden als „Rassismus gegenüber der Mehrheit“ bezeichnet. Der Staat bestrafe die Falschen, in dem er „Bürgerwehren“ verbiete, aber die wahren Kriminellen laufen lasse. Die Sicherheitslage in Jászjákóhalmá sei so katastrophal, dass sogar „ältere Roma-Frauen die Bürgewehr um Hilfe gefragt“ hätten, weil die Polizei untätig bleibe, obwohl ständig „Diebstähle, Plünderungen und Überfälle“ stattfinden. Gleichzeitig warnten Sprecher, auch die Spin-Doktoren von Jobbik waren anwesend, davor, dass die „Kommunisten“ wieder an die Macht zurück wollten, allein das sei schon Grund genug sich zu organisieren. Die Ansprachen endeten stets mit dem Spruch „Für eine bessere Zukunft!“, dem Wahlspruch der faschistischen Pfeilkreuzler.
Der Bürgermeister des Ortes erklärte gegenüber Medienvertretern, dass er zwar nicht zufrieden mit der Sicherheitslage im Ort ist, aber nicht erkennen können, dass es schlimmer zugehe als im Durchschnitt des Landes. Vor allem sei es unrichtig, dass sich die Lage in letzter Zeit verschlimmert hätte. Weiter sagte er, dass nach seinem Empfinden die ortsansässigen Roma nicht krimineller seien als die Nicht-Roma. Er könne gegen eine solche Versammlung nichts unternehmen, glaubt aber nicht, dass sie etwas Gutes bringt.

Quelle: Pester Lloyd
http://www.pesterlloyd.net/html/1210aufmarschgarde.html 

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Erschreckender Bericht der Alle-Bleiben! Deligation im Kosovo/Serbien

Genaues Hinsehen unerwünscht!

Delegation des Petitionsausschusses Baden Württemberg sagt Treffen mit alle bleiben! Team im letzten Moment ab und kommt zu dem Entschluss: „Die Roma werden nicht diskriminiert“.

Schon bei der Vorbereitung der Tour des Petitionsausschusses hatten wir unsere Hilfe angeboten. Wir wollten so verhindern, dass diese Kommission wieder nur zu einer Besichtigungstour von ausgesuchten Vorzeigeorten und einigen Besuchen bei vorbereiteten und gepäppelten Familien endet, wie schon bei Informationsreisen von Politikern zuvor geschehen.

Für unsere Forderung an die Delegationsmitglieder genauer hinzusehen gab es gute Gründe und auch viele Unterstützer und standen mit der Leiterin des Petitionsausschusses, Beate Böhlen (Bündnis 90 die Grünen), in Kontakt.

Unser Mitwirken an der Planung wurde leider abgewiesen aber man vereinbarte mit uns zumindest ein Treffen am Samstagabend, bei dem wir den Delegationsmitgliedern unsere Kenntnisse präsentieren sollten.
Zu unserer großen Enttäuschung wurde dann diese Verabredung kurzfristig abgesagt. Hinzu kam, dass wir darüber informiert wurden, dass bereits einen Tag vor unserer geplanten Verabredung von den Delegationsmitgliedern einvernehmlich entschieden wurde, dass die Situation so schlecht nicht sei, und dass man weiter abschieben könne. Ein Treffen mit uns war somit überflüssig geworden in den Augen der Organisatoren. Das die Delegation innerhalb von drei Tagen und ohne Einbeziehung von unabhängigen Roma zu der Überzeugung gelangen konnte, das es im Kosovo keine Diskriminierung von Roma gäbe ist in unseren Augen dreist und wiederspricht unseren Erfahrungen gänzlich! Wir haben von den Familien, die wir besuchen konnten mehrfach Berichte über polizeiliche Willkür und Schikane erhalten und mussten sogar selber erleben, wie es ist in einer Gruppe mit drei (leicht als solche zu erkennenden) Roma unterwegs zu sein.
Kaum hatte unser erster Tag im Kosovo begonnen wurden wir nach dem Frühstück auf offener Straße ohne ersichtlichen Grund festgenommen. Man hielt uns mehr als 5 Stunden fest, kontrollierte unsere Pässe immer wieder, durchsuchte unser gesamtes Gepäck und befragte uns ausgiebig zu unseren Verhältnissen zueinander.
Hierbei konnte es sich der befragende Polizist nicht verkneifen mehrere nationalistische und romafeindliche Kommentare zu machen und eine bedrohliche und schikanöse Atmosphäre aufzubauen. Als es bereits anfing dunkel zu werden ließ man uns wieder frei, ohne dass die Festnahme zu irgendeinem Ergebnis geführt hätte.
Am Folgetag wurde unsere Gruppe übrigens wieder grundlos festgenommen.
Dieses Mal hatten wir aber Glück, da wir bereits nach einer halben Stunde wieder gehen durften. Es war schon spät. Eine Familie, die erst vor wenigen Wochen abgeschoben wurde berichtet von einer kompletten Hausdurchsuchung (wegen angeblichen Verdacht auf Waffenbesitz) durch schwer bewaffnete Polizisten. Auch hier blieb die Durchsuchung ohne Ergebnis, wenn man davon absieht, dass die ganze Familie seit dem zutiefst verängstigt ist und vor allem die sechs Kinder zwischen 9 bis 20 Jahren mit diesen belastenden Erlebnissen zusätzlich zum Erlebnis der Abschiebung kaum umgehen können.

Ein anderer Familienvater, der auch 2011 abgeschoben wurde, berichtet uns regelmäßig auf der Straße von seinen Nachbarn bedroht zu werden.
Seine Anzeige bei der Polizei blieb ohne jede Folge, so dass er jetzt kaum noch das Haus verlässt und die Kinder von Bekannten zur Schule gebracht werden, weil auch seine Frau Angst hat raus zu gehen. Sie sagen, sie fühlen sich wie im Gefängnis.
Allgemein viel bei den Interviews mit einheimischen, also nicht abgeschobenen Roma, auf, dass zuerst Antworten kamen wie: „Ich fühle mich sicher und habe keine Probleme mit Diskriminierung“ sich aber später im Verlauf des Gespräches herausstellte, dass sich diese empfundene Sicherheit nur auf das jeweilige, ausschließlich von Roma bewohnte, Mahala bezog. Auf unsere Nachfrage, ob sie sich auch außerhalb des Mahalas sicher fühlen und keiner Diskriminierung begegnen wurde dann in den meisten Fällen überrascht reagiert. „Natürlich, wenn ich raus gehe, gibt es die üblichen Beschimpfungen und manchmal auch Schläge.“ Für diese Menschen ist die Diskriminierung außerhalb des Mahalas offensichtlich schon so selbstverständlich, dass sie die nicht für erwähnenswert halten und vermeiden, indem sie die Mahalas nicht verlassen.
Ganz allgemein ist uns noch aufgefallen, dass in keiner der Familien, die wir interviewt haben jemand einen festen Job hat. Bestenfalls wird mit Müllsammeln oder Gelegenheitsjobs etwas dazu verdient. Hierbei, so wird uns berichtet, kommt es auch manchmal vor, dass nach erledigter Arbeit nicht bezahlt wird und so quasi gratis gearbeitet wurde. Aus Angst vor Problemen wird der Lohn nicht weiter eingefordert.
Die wenigsten bekommen Sozialhilfe, da die Kriterien für die Bedürftigkeit sehr hoch sind. So muss z.B. eines der Kinder unter 5 Jahren alt sein und unabhängig von der Größe der Familie und dem individuellen Bedarf gibt es maximal 55 € pro Familie.
Einige wenige, die großes Glück haben werden von Verwandten aus dem Ausland unterstützt oder haben deren verlassene Häuser überlassen bekommen.
Niemand verfügte also über ein sicheres eigenständiges Einkommen. Familien, die nur die Gelegenheitsarbeit als Geldquelle haben, stehen jeden Tag aufs Neue vor dem Problem genug Geld für Essen und Überleben zusammen zu bekommen. Hinzu kommt meist noch eine starke Bedrohung durch Obdachlosigkeit. Von Maßnahmen, die helfen Menschen ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen, konnte uns niemand etwas berichten. Solange im Kosovo eine Arbeitslosigkeit unter Roma von fast 100% herrscht und es für Roma kaum Aussichten auf ein Berufsleben und wirtschaftliche Unabhängigkeit gibt kann man die Behauptung, im Kosovo gäbe es keine Diskriminierung gegen Roma leicht als schamlose Lüge erkennen.

Besonders enttäuscht sind wir von Frau Böhlen, die zum einen das vereinbarte treffen absagte und zum anderen glaubt, sie könne nach drei Tagen Sightseeing-Tour beurteilen, dass es im Kosovo keine Diskriminierung gegen Roma gäbe. Am Tisch mit den Politikern saß kein Roma, als diese Entscheidung getroffen wurde. Alles worauf die Entscheidung der Delegation beruht ist eine inszenierte Vorführung, organisiert von Leuten, in dessen Interesse es ist, das die Abschiebungen weiterlaufen und Kosovo dafür mit Hilfszahlungen und der Aussicht auf Visafreiheit belohnt wird.
In diesem Handel wurden die in Deutschland geduldeten Roma quasi verkauft.
Über ihre Interessen hinweg wird über ihre Schicksale entschieden von Politikern, die es sich gerne einfach machen in der Diplomatie und nicht zu genau hinsehen, wo Missstände nach Kritik und Umdenken verlangen.
Frau Böhlen hat offensichtlich selber Schwierigkeiten diese Entscheidung zu begründen: Interview Radio Dreyeklan

alle bleiben! http://www.alle-bleiben.info/news/info-news86.htm
Vollständiger/Aktualisierter Reisebericht und Video der Alle-Bleiben! Deligation im Kosovo und Serbien (19.02.12):
http://www.alle-bleiben.info/news/info-news91.htm

Quelle: http://antiramh.blogsport.de/2012/01/26/erschreckender-bericht-der-alle-bleiben-deligation-im-kosovoserbien/

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„Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“

Rassismus und die Abwertung von Obdachlosen sind […] von 2010 auf 2011 signifikant angestiegen. Ein ebenfalls ansteigender Trend lässt sich aktuell bei der Fremdenfeindlichkeit und bei der Abwertung von Behinderten beobachten. Und 35,4 Prozent der Befragten stimmten 2011 der Aussage zu: „Bettelnde Obdachlose sollten aus den Fußgängerzonen entfernt werden“. 40,1 Prozent bestätigen: „Ich hätte Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Gegend aufhalten“. Und 44,2 Prozent sind sich sicher: „Sinti und Roma neigen zur Kriminalität“. […]

http://www.taz.de/Konfliktforscher-Wilhelm-Heitmeyer/!88520/